Welches Futter ist das Richtige?

Das Schlachtfeld, auf dem man trotz Erschöpfung keine endgültige Entscheidung trifft

Das Internet ist voll von endlosen Debatten darüber, ob Nassfutter oder Trockenfutter besser ist, ob Du Deinem Tier lieber BARF oder Fertigfutter geben solltest, ob kaltgepresstes Futter gesünder ist als extrudiertes Futter, und so weiter. Die Argumente der verschiedenen Lager klingen oft überzeugend, werden logisch dargelegt, und sind gespickt mit „unwiderlegbaren Beweisen“ und Referenzen (unser Lieblingssiegel: „Von Tierärzten entwickelt!“). Dabei wird selten auf Vorwürfe und Angriffe gegen die Gegenseite verzichtet. Und nun sitzt Du da, vor Deinem Rechner oder Handy, und versuchst herauszufinden, welches Argument für Dich stichhaltiger ist, welche Seite Du wählen sollst, oder? Ist das nicht die Situation, in der sich die meisten Tierhalter wiederfinden, zumindest jene, die nicht einfach das erstbeste Futter kaufen?

Vertraust Du dem Tierarzt, der zwar über fachliche Expertise verfügt, aber vielleicht doch mit „der Pharmaindustrie“ gemeinsame Sache macht? Oder schlägt Dein Herz mehr für die sympathischen Hundefreundinnen, die aus ihrer jahrelangen Liebe zu Hunden ein „natürliches Futter in Lebensmittelqualität“ kreiert haben – von Hundefreunden für Hundefreunde? Oder vielleicht ziehst Du die gute alte Hausmannskost vor und bereitest das Futter für Deine Katze mit Deinen eigenen Händen zu, „mit Liebe“ und „ohne chemische Zusätze“ – weil Du dann genau weißt, was drin ist? Jeder dieser Ansätze spiegelt eine Art von Fürsorge und Hingabe wider. Doch das Dilemma bleibt: Keine dieser Methoden ist besser als die andere! Für uns gibt es nur ein wirklich bedeutendes Kriterium: Dein Futter sollte bedarfsdeckend sein, es muss all die Nährstoffe enthalten, die Dein Hund oder Deine Katze zum Leben brauchen. Wenn das erfüllt ist, dann ist es beinahe zweitrangig, wie dieser Nährstoffbedarf gedeckt wird – was zählt, ist die Liebe und Sorgfalt, die Du in die Ernährung Deines Tieres steckst.

Warum unsere Welt so ist

Die meisten Menschen sind völlig gefangen in ihren eigenen Gedanken und ihrem begrenzten Blickwinkel. Sie erkennen nicht, dass sie nur einen winzigen Ausschnitt der Wirklichkeit wahrnehmen und all ihre Ideen, Theorien und Konzepte darüber, wie die Welt funktioniert, auf diesem schmalen Ausschnitt basieren. Eine Meinung kann schlüssig und durchdacht sein, und sie mag auch von anderen geteilt werden; doch die vollständige Wahrheit wird sie niemals erfassen können. Zu erkennen, dass unsere Sichtweise immer begrenzt ist, ist ein Schritt heraus aus der Engstirnigkeit des eigenen Denkens. Es ist ein Schritt hin zu einem Leben, in dem man andere Menschen respektieren und deren Ideen und Meinungen ebenso schätzen kann wie die eigenen – selbst wenn sie von den eigenen Vorstellungen abweichen.

Stell Dir vor, zwei Männer diskutieren darüber, ob eine Zahl auf dem Boden eine 6 oder eine 9 ist. Beide haben aus ihrer Perspektive recht, doch beide sehen nur einen Teil des Ganzen. Wer sich unsere Welt anschaut, vor allem im Internet und besonders in der Tierfutterszene, wird schnell feststellen, dass die meisten Menschen sich anders verhalten. Sie klammern sich an ihre persönlichen Meinungen, fügen ein paar vermeintliche Fakten hinzu und nennen das „Wahrheit“. Dabei übersehen sie, dass alle Fakten immer interpretiert werden – und diese Interpretation ist von der eigenen Perspektive abhängig und daher subjektiv.

 

Es gibt ein bekanntes Zitat des verstorbenen Journalisten und Nachrichtensprechers Hanns Joachim Friedrichs: „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache.“ Dieses Zitat hat uns zu folgender Erkenntnis inspiriert: „Auch eine Idee, die aus dem eigenen Blickwinkel betrachtet gut erscheint, bleibt doch immer nur für diesen Blickwinkel gültig und sollte nie zum Maßstab für andere gemacht werden.“ Das gilt für alle Ideen, selbst für scheinbar „allgemeingültige“ wie eine vegetarische Ernährung, die Rettung des Planeten oder den Umgang mit Ressourcen. Jeder darf – und kann – nur für sich selbst entscheiden, was für ihn stimmig ist und was nicht. Wir sind überzeugt, dass der Kern fast aller menschlichen Konflikte darin liegt, dass Menschen ihre eigenen Ansichten für allgemeingültig erklären.

 

 

Was bedeutet das konkret für Deine Futterwahl?

Entscheidungen werden emotional getroffen, nicht rational. Nicht unsere Großhirnrinde, die diese rationalen Gedanken produziert, auf die wir so stolz sind, trifft eine Entscheidung, sondern das Limbische System sagt uns, was wir tun sollen. Das ist ein viel älterer Teil unseres Gehirns, der auf Emotionen reagiert. Deswegen trinken auch schlaue Menschen Alkohol (obwohl sie „wissen“, dass es schädlich ist) oder essen zu viel (obwohl sie „wissen“, dass sie davon übergewichtig werden). Sie können nachdenken, so viel sie wollen, aber am Ende hat das nur einen ganz kleinen Einfluss. Das alles gilt natürlich genauso für Kaufentscheidungen, also z. B. die Wahl des „richtigen“ Futters. Über rationale Argumente wirst Du niemals ans Ziel kommen, denn es gibt nicht diesen einen Fakt, der Deine Entscheidung für ein Futter hundertprozentig absichert. Das aber versuchen viele Leute zu erzwingen. Deswegen streiten sie auch so vehement um die „richtige“ Fütterung – weil sie Sicherheit wollen, weil sie keinen Fehler machen wollen, weil sie sich selbst nicht vertrauen

Ein Fragezeichen aus Trockenfutter

Du kannst nicht alles wissen über Tierfütterung. Das ist auch gar nicht nötig. Wenn Du Dir aber klar machst, dass Du am Ende emotional entscheidest, dann gibt das auch Sicherheit, oder? Wenn es sich für Dich richtig anfühlt, dann ist das alles, was Du erreichen kannst. Achte darauf, dass das Futter bedarfsdeckend ist, also ein echtes Alleinfutter ist (und wenn Du BARF geben willst, dann lass die Ration doch einmal durchrechnen, damit Du auf der sicheren Seite bist). Und dann schau Dir an, was die Futtermittelszene zu bieten hat und greif dort zu, wo Du Dich zuhause fühlst. So einfach ist das. Mehr Sicherheit gibt es nicht. Spüre hin, was Dir wichtig ist: Gesundheit? Hippe Produkte? Neueste Futtertrends? Erinnere Dich: Unterm Strich sind das alles nur Geschichten und keine ist objektiv besser als eine andere – nur immer subjektiv für den Fokus, den Du hast. Hör in Dich hinein, welche Geschichte für Dich stimmig ist. Wenn Du Dich für Gesundheit entscheidest, dann ist unser Futter sicher einen Blick wert. Frage Dich, wem Du in Gesundheitsfragen am ehesten Vertrauen schenken willst. Vertraust Du einem wissenschaftlich orientierten Tierarzt oder sind Dir alternative Gesundheitsexperten emotional näher? Wie Du Dich auch entscheidest, Du wirst für beide Wege Tierhalter finden, die damit gute Erfahrungen gemacht haben.

 

Es ist sicher nicht hilfreich, dass so viele Futtermarken die müßigen Diskussionen noch verstärken und den Eindruck erwecken, dass es diese eine richtige Art und Weise gibt, wie man seinen Hund oder seine Katze ernähren kann – und alle anderen demnach falsch sind. Vielleicht gelingt es Dir dennoch, Deine Energie nicht zu verschwenden auf der Suche nach der einzig richtigen Lösung. Egal, ob es um Tierfutter geht oder etwas anderes in Deinem Leben: Vertraue Dir und mach Dich unabhängiger von anderen, die Dir Deine persönlichen Entscheidungen absichern sollen (z. B. indem sie sagen, dass Du Dich richtig entschieden hast). Das können sie nicht. Jeder gibt Ratschläge immer nur auf Grundlage seines eigenen emotionalen Blickwinkels. Am Ende musst Du ganz alleine entscheiden, wie Du Dein Leben leben willst. Ja, daraus entsteht eine große Verantwortung, aber auch eine große Freiheit, oder?

Alles Gute für Dich und Deine Haustiere!